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Studie: Digitalisierung im Zahlungsverkehr und Auswirkungen auf vulnerable Gruppen

24.02.2025

Die neue Studie von oenpay und AIT Austrian Institute of Technology identifiziert vulnerable Gruppen in Bezug auf Finanzdienstleitungen im digitalen Zahlungsverkehr. Die Ergebnisse liefern Anhaltspunkte zu finanzieller Inklusion im Sinne sozialer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit sowie Anknüpfungspunkte für das im Juni 2025 in Österreich in Kraft tretende Barrierefreiheitsgesetz gemäß European Accessibility Act.

oenpay und AIT haben die gemeinsame Studie „Digitalisierung im Zahlungsverkehr und Auswirkungen auf vulnerable Gruppen“ veröffentlicht. Die Studie durchleuchtet den Einfluss digitaler Technologien im Zahlungsverkehr und identifiziert vulnerable Gruppen, für welche digitale Zahlungstechnologien potenzielle Herausforderungen und Barrieren darstellen, so die oenpay Geschäftsführung über die Motivation zur Studie:

„Digitale finanzielle Inklusion wird im Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung des Zahlungsverkehrs und den im Juni 2025 in Kraft tretenden European Accessibility Act immer relevanter und damit auch zu einer Frage der sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit.“

Franz Deim und Bernhard Krick, oenpay

Vulnerabilitäten werden in der Studie als in den verschiedenen gesellschaftlichen und kontextuellen Faktoren begründet definiert, so die AIT-Projektleiter Georg Regal und Julia Himmelsbach zu den Herausforderungen der Digitalisierung im Zahlungsverkehr:

„Digitale Zahlungstechnologien können für vulnerable Gruppen aus unterschiedlichsten Gründen zu Barrieren führen, etwa aufgrund mangelnder technischer Barrierefreiheit oder fehlender Zugänglichkeit und Verfügbarkeit, aber auch aufgrund fehlender digitaler Kompetenzen.“

Georg Regal & Julia Himmelsbach, AIT

Methode und Vorgehensweise

Die Studie wurde mittels Literatur- und Sekundärdatenanalyse im ersten Schritt, sowie einer Fragebogenstudie (online und als Paper & Pencil-Befragung) im zweiten Schritt durchgeführt. Dabei wurden die Nutzungshäufigkeit, Nützlichkeit, Verfügbarkeit und Barrierefreiheit von Zahlungstechnologien im Hinblick auf fünf vulnerable Gruppen untersucht:

  • Menschen mit Beeinträchtigungen
  • Ältere Menschen
  • Frauen und nicht-binäre Menschen
  • Menschen in ländlichen Regionen
  • Menschen aus niedrigeren sozialen Schichten

Kernergebnisse

Die vorliegende Studie zeigt, dass der digitale Zahlungsverkehr eine Vielzahl an Barrieren aufweist, insbesondere für vulnerable Gruppen.

Genannte Barrieren umfassen sowohl technische (z.B. Komplexität der Systeme, mangelnde Barrierefreiheit) als auch soziale (z.B. fehlende Unterstützung) und individuelle Aspekte (z.B. Reaktanz und negative Einstellungen, fehlende Vorerfahrungen).

Digitale Kompetenzen und Vertrauen in Banken sind zentrale individuelle Hebel für Förderung von Inklusion im digitalen Zahlungsverkehr

Die Ergebnisse legen nahe, dass es Maßnahmen zur Förderung von technischer Barrierefreiheit, Verfügbarkeit, Unterstützung sowie digitaler Kompetenz und Vertrauen in Banken braucht.

In Bezug auf die jeweiligen untersuchten vulnerablen Gruppen zeigt sich, dass vor allem Personen mit Beeinträchtigungen, ältere Menschen und Menschen aus niedrigen sozialen Schichten als vulnerable Gruppen im digitalen Zahlungsverkehr anzusehen sind:

  • Besondere Risiken der Exklusion bestehen für Menschen mit Behinderungen. Je höher der Grad der funktionalen Einschränkung, desto schlechter die Bedienbarkeit aller abgefragten Zahlungsmodalitäten.
  • Ältere Menschen, aber auch jüngere Menschen (Finanzkompetenzen), stehen vor Schwierigkeiten im Umgang mit Technologien des digitalen Zahlungsverkehrs. Besondere Risiken bestehen für ältere Menschen mit niedrigen digitalen Kompetenzen. Je älter eine Person ist, desto seltener nutzt sie Bankkarten, Bezahl-Apps und Online Bezahldienste. Junge Erwachsene nennen ebenfalls Ablehnung und Desinteresse als Nutzungsbarrieren.
  • Menschen aus niedrigeren sozialen Schichten müssen häufig mit schlechterer Verfügbarkeit von Technologien umgehen. Je höher die soziale Schicht, desto besser die Verfügbarkeit von Internet und Smartphones sowie aller abgefragten Bezahldienste.
  • Für Frauen und nicht-binäre Personen konnten kaum signifikante Unterschiede festgestellt werden. Auch für Menschen aus ländlicheren Regionen konnten kaum Zusammenhänge zwischen Wohnort und Barrieren im digitalen Zahlungsverkehr nachgewiesen werden.

Download

Die komplette Studie finden Sie in der oenpay Community-Plattform oenpay – Payments Innovation HUB kostenlos zum Download. Hier können Sie sich kostenlos registrieren:

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